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The Shape of Summer

Im Zusammenspiel von Licht und Form erzählt der Sommer seine einzigartige Geschichte.

Die Ausstellung The Shape of Summer entführt uns in einen sinnlichen Raum aus Farbe, Licht und Geometrie. Der deutsche Künstler Matthias Brandt arbeitet mit modernen, zugleich sanften und ruhigen Farbtönen – warmes Orange, Pfirsichrosa, Himmelblau, Mintgrün und Zitronengelb –, die unsere visuellen Erinnerungen an den Sommer wecken. Diese Farben wirken, als wären sie durch mehrere Schichten Sonnenlicht gefiltert – leuchtend, aber nie grell –, und verströmen eine vertraute Wärme: der erste Kaffee auf dem Balkon, das vom Pflaster reflektierte Meerlicht am Nachmittag, das sanfte Streicheln des Windes auf der Haut.

Konkrete Architektur ist in den Bildern nicht zu erkennen, und doch erinnern sie an das langsame Leben an den Küsten des Mittelmeers: ein Spaziergang durch eine Ecke eines südeuropäischen Städtchens, das Gefühl von Leichtigkeit und heiterer Luft. Die Kompositionen sprechen die Sprache der abstrakten Geometrie und fangen nicht das äußere Erscheinungsbild von Gebäuden ein, sondern deren Rhythmus, Struktur und Geist, wie sie sich im Spiel des Lichts offenbaren. In der Ordnung der geometrischen Formen begegnen sich rationale Balance und die leise Melodie einer fließenden Sommerwelt.

Matthias Brandt schöpft seine künstlerische Inspiration aus Reisen durch verschiedene Regionen Europas. Er hält architektonische Details und Lichtmomente fotografisch fest, destilliert sie zu abstrahierten Fragmenten und überträgt sie mittels Sprühtechnik auf Leinwand oder Holz. Dieser Prozess ist mehr als eine visuelle Reorganisation der Wirklichkeit – es ist eine poetische Übersetzung vom „Sehen“ zum „Spüren“. Obwohl seine fotografischen Vorlagen oft verfallene oder gealterte Bauten zeigen, fehlt in seinen Werken jede Schwere oder Melancholie – stattdessen begegnen wir einer tiefen Lebensfreude, einer Feier der Freiheit und einer hingebungsvollen Suche nach Schönheit und Form
Der Künstler reduziert seine Bildsprache häufig auf elementare Formen und Kompositionen – eine radikale Vereinfachung, die ihren Ausdruck verstärkt und eine archetypische Kraft freisetzt.
Nach Carl Gustav Jung sind Archetypen keine individuellen Erfahrungen, sondern grundlegende Formen, die das menschliche Verhalten und die Vorstellungswelt prägen. Sie sind tief in unserem kollektiven Unbewussten verankert und treten in allen Kulturen und Epochen auf. Diese abstrakten geometrischen Strukturen besitzen eine universelle Formensprache, die innere Resonanz auslösen kann – das Gefühl eines schützenden Raums, einer stillen Ordnung oder einer bleibenden Geborgenheit im Wechselspiel von Licht und Schatten.

So ist The Shape of Summer keine direkte Wiedergabe von Architektur oder Jahreszeit, sondern eine Rekonstruktion von Wahrnehmung – ein poetisches Experiment darüber, wie wir Licht mit dem Körper erinnern und Räume mit der Stimmung messen. Es geht nicht um dramatische Emotionen, sondern um die stille Schönheit, die sich im Moment der Betrachtung entfaltet – klar, sanft und tief.

In dieser Ausstellung hören wir das Echo des Sommers, sehen das Flüstern der Architektur im Licht und erkennen aufs Neue: Auch abstrakte Formen können die konkretesten und wahrhaftigsten Gefühle tragen.